Das ehemalige Telekom-Hochhaus wird von einem Bürohaus in ein Wohnhaus umgewandelt. Der Gebäudekörper steht in Maßstab und Präsenz im Kontrast zu seiner Umgebung. Gleichwohl ist die Entscheidung, das Haus zu erhalten sinnvoll: Zum einen sprechen dafür Aspekte der Nachhaltigkeit, wenn die Primärkonstruktion des Bestands und damit die in den Stahlbeton-Bauteilen enthaltene „Graue Energie“ erhalten und wiederverwendet werden kann. Zum anderen bietet diese Bauform eine zukunftsfähige Lösung für eine verdichtete Stadt mit großzügigen Grünräumen. Das Gebäude wird durch die neue farbige und belebte Fassade in den städtischen Kontext integriert.

Zwei frei platzierte Zeilenbauten vermitteln auf städtebaulicher Ebene, indem sie mit ihren Volumina und ihrem Profil auf die Umgebung eingehen und über Maßstab und Materialität eine Verbindung zum Hochhaussolitär herstellen. Die übergreifende Freiraumgestaltung macht das Ensemble als Teil des Stadtraums erlebbar: Das Dach des umgebauten Technikgebäudes wird über Sitzstufen mit dem Gelände verbunden und als Gemeinschaftsraum aktiviert, der Hochhaussockel mit einem Wiesengarten für Anwohner nutzbar gemacht.

Die Dominanz des Bürohochhauses wird durch Farbe, Materialität und Detail gebrochen. Die Umgestaltung erfolgt durch minimale Eingriffe. So orientieren sich im Innern alle Wohngrundrisse am bestehenden Stützraster, große Einheiten können um Nachbarwohnungen erweitert oder in kleinere unterteilt werden, so dass neben dem geforderten Wohnungsmix eine Vielzahl von Typen möglich ist.

An den Längsseiten wird dem Baukörper jeweils ein Screen aus Loggien hinzugefügt, die jede Wohnung um einen individuell bespielbaren Außenraum erweitern. Der Screen verleiht dem Gebäude eine leichtere Anmutung und macht die Vielfalt der Nutzungen sichtbar, die Brüstungen nehmen Farbtöne des angrenzenden Parks auf, faltbare Verglasungen für Wintergärten bringen die Fassade zusätzlich in Bewegung. Das flirrende Gesamtbild, das hieraus entsteht, korrespondiert mit der Atmosphäre der umgebenden Stadtlandschaft. Ästhetisch wie programmatisch dringt die Lebendigkeit des Parks in das Haus.

© sauerbruch hutton / beyond VA

Essay

Matthias Sauerbruch

© sauerbruch hutton / ponnie images
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Aufgabe

  • Umbau eines Bürohochhauses in Wohnungen

Daten

  • Bruttogeschossfläche: 41.000 m²
  • Wettbewerb: 2019, 1. Preis für das Hochhaus (Realisierungsteil) sowie 1. Preis für den Städtebau (Ideenteil)
  • 2018 — 2026

Standort

Projektteam