Dieses Wohnviertel im Stuttgarter Stadtteil Stöckach verbindet den Wunsch nach Naturnähe und nachbarschaftlichem Miteinander mit städtischer Dichte und Vielfalt. Indem der Entwurf das Motiv der Stuttgarter Bauwiche fortschreibt, lockert er den vorgegebenen Block auf und wird mit differenzierter Maßstäblichkeit Teil eines lebendigen Quartiers.

Mit verträglichem Gewerbe, Kindergarten und thematisch gestalteten Außenbereichen öffnet sich das Areal im Erdgeschoss. Über die Balkone, Laubengänge und Wichen erstreckt sich der umliegende Grünraum bis auf die intensiv bepflanzten Dachgärten, die für Erholung, Sport oder Urban Gardening zur Verfügung stehen. Die Wichen selbst bilden in diesem Gefüge eine Schnittstelle zwischen Innen und Außen, Privat und Öffentlich. Als Werkstatt, Waschsalon oder Pop-Up Store werden sie zu Orten des sozialen Austauschs.

Die Wohnungstypen sind auf unterschiedlichste Lebensentwürfe und soziale Durchmischung ausgerichtet, flexible Wohnungsgrundrisse sehen sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Wohnformen vor. Diese Anpassungsfähigkeit wird durch die Offenheit des Tragwerks unterstützt. Das modulare Holzskelett mit hohem Vorfertigungsgrad besteht aus Decken und Stützen, die sich am Ende des Lebenszyklus der Gebäude demontieren und wiederverwenden lassen. Anstelle gängiger Holzverbunddecken werden Hohlkastendecken mit Schüttungen aus Recyclingmaterial eingesetzt. Selbst die Bäder sind als seriell gefertigte Holzmodule konzipiert.

Die Fassaden sind aus drei Arten von Blechen komponiert, die aus dem Vorgängerbau stammen oder durch wiedergenutztes oder recyceltes Material ergänzt werden, die Sockelbereiche bestehen aus vorhandenen Betonfertigteilen. Die Integration rückgebauter Elemente verleiht dem Altmaterial eine neue Ästhetik und reduziert, ebenso wie der Einsatz nachwachsender Baumaterialien, die grauen Emissionen. In Verbindung mit einem optimierten Energiekonzept kann der CO2 Fußabdruck deutlich gesenkt werden.

So geht dieser Entwurf mit einem integrierten Ansatz und angelehnt an ESG-Kriterien im Kleinen auf die individuellen Lebensumstände der Bewohner und Bewohnerinnen ein, während er im Großen zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beiträgt.

Essay

Matthias Sauerbruch

Aufgabe

  • attraktives innerstädtisches Stadtquartier mit Schwerpunkt Wohnen

Daten

  • Bruttogeschossfläche: 48.746 m²
  • Wettbewerb: 2021, 1. Preis
  • 2021

Projektteam

  • Jürgen Bartenschlag
  • Julia Blasius
  • Anvina Canakiah
  • Carlos Enrique Chauca Galicia
  • Cherry Cheung
  • Anita Fabbiano
  • Asya Güney
  • Vera Hartmann
  • Axel Ibarroule
  • Lina Lahiri
  • Katarina Petrovic
  • Richard Quittenton
  • Yinan Sun
  • Johanna Wörner